Windböe reißt Hüpfburg in die Elbe Magdeburg: Polizei ermittelt nach Hüpfburg-Unglück gegen Betreiber

07. Mai 2024, 14:20 Uhr

Bei einer Veranstaltung am Elbufer in Magdeburg am Sonntag hat eine Windböe eine Hüpfburg erfasst und in die Elbe geweht. Insgesamt neun Personen wurden leicht verletzt. Eine Katastrophe konnte durch schnelle Retter vor Ort verhindert werden. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch unklar. Die Polizei ermittelt gegen den Betreiber der Hüpfburg.

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Die Polizei in Magdeburg ermittelt nach einem Unfall mit einer Hüpfburg an der Elbe am Sonntag. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch unklar. Teil des Ermittlungsverfahrens sei die Frage, ob die Hüpfburg ordnungsgemäß befestigt gewesen sei, so ein Sprecher des Polizeireviers Magdeburg. Mit Blick auf die Wettersituation vom Sonntag sei zudem unklar, ob die Hüpfburg überhaupt hätte aufgestellt werden dürfen. Gegen den 60 Jahre alten Betreiber der Hüpfburg werde nun wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Nach Angaben des MDR-Wetterstudios wurden am Sonntag Windgeschwindigkeiten von 48 km/h gemessen. Das entspreche Windstärke 6. Nach Recherchen des MDR schreiben mehrere Hüpfburgen-Verleiher auf ihren Webseiten, dass ihre Hüpfburgen bei Windstärke 6 nicht mehr betrieben werden dürfen. Zeugen haben berichtet, dass hier ein Minitornado übers Gelände gefegt ist. Nach Informationen der Polizei war die Hüpfburg gesichert, ob diese Sicherung fachgerecht und vor allem ausreichend war ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Die Polizei hat Teile der Hüpfburg sichergestellt und für Untersuchungen mitgenommen.

Windböe reißt Hüpfburg in die Elbe

Das aufgeblasene Spielgerät war am Sonntagmittag von einer Windböe erfasst und in Richtung Elbe geweht worden. Wie der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Magdeburg, Ulrich Claus, MDR SACHSEN-ANHALT sagte, hatten sich zu dem Zeitpunkt des Unglücks vier spielende Kinder auf der Hüpfburg befunden. Zwei Kinder fielen in die Elbe. "Alle Kinder konnten gerettet werden."

Auf YouTube zeigen Privataufnahmen die Sekunden vor dem Unglück. Der Schwenk zeigt, dass auch Gegenstände durch die Luft geweht wurden:

DLRG konnte Kinder retten

Der Unfall ereignete sich während eines Festes der Magdeburger Wohnungsgenossenschaft MWG am Petriförder. "Es war ein glücklicher Umstand", so Einsatzleiter Claus, "dass Mitarbeiter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) zu den Teilnehmern des Festes gehörten". Sie waren mit einem Boot vor Ort und konnten die Kinder umgehend aus dem Wasser holen. An der Rettungsaktion waren auch Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Prester beteiligt."

Zum Glück wurde niemand als vermisst gemeldet, wir haben alle Kinder gerettet.

Ulrich Claus Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Magdeburg

Anfangs sei unklar gewesen, wie viele Mädchen und Jungen in den Fluss gefallen waren. "Wir haben deshalb mit Booten noch lange nach in der Elbe treibenden Personen gesucht", sagte Einsatzleiter Claus MDR SACHSEN-ANHALT. Die Situation sei unübersichtlich gewesen, weil viele Eltern am Ufer standen und ihre Kinder suchten. "Zum Glück wurde aber niemand als vermisst gemeldet, wir haben alle Kinder gerettet."

Einsatzkräfte von Polizei und DLRG mit Fahrzeugen und Boot am Elbufer, während Polizistinnen und Polizisten eine Hüpfburg zusammenbauen.
Die Veranstaltung am Magdeburger Petriförder wurde nach dem Unglück abgebrochen. Bildrechte: MDR/Fabienne von der Eltz

Am Tag nach dem Unfall dankte Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris den Rettungskräften sowie Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz. "Nur durch die beherzten und umgehenden Rettungsmaßnahmen konnten die Kinder, die vor dem Unfall noch auf der Hüpfburg getobt hatten, schnell in Sicherheit gebracht und medizinisch versorgt werden", sagte Borris. Schnelles Handeln habe Schlimmeres verhindert. Betroffenen biete die Stadt ihre Unterstützung an.

Insgesamt neun Personen verletzt

Bei dem Unfall an der Elbe seien sechs Kinder und drei Erwachsene leicht verletzt worden, so der Einsatzleiter. Die Hüpfburg sei durch die Windböe komplett umgeschlagen und in der Elbe gelandet. Neben den Kindern, die in die Elbe gefallen waren, hätten sich auch Personen im Tumult nach dem Unglück verletzt. Zudem hätten sich zwei Rettungsschwimmer der DLRG ärztlich behandeln lassen. Laut Claus war die Magdeburger Berufsfeuerwehr mit 25 Kameraden vor Ort, die Rettungsdienste mit 14 Sanitätern und Ärzten.

Immer wieder Unfälle mit Hüpfburgen

Immer wieder kommt es zu Unfällen mit Hüpfburgen. Die werden in der Regel vermietet. Dabei wird der Mieter in sämtliche Sicherheitsvorkehrungen eingewiesen. Dazu gehört auch die Verankerung: Erdnägel, Schilderplatten, Sandsäcke. Und das alles muss der Mieter verwenden, sagt ein Hüpfburgenverleiher aus Magdeburg.

Tragischer Unfall in Tasmanien 2021

Besonders tragisch endete ein Vorfall in Devonport auf der australischen Insel Tasmanien im Dezember 2021. Dort starben sechs Kinder, nachdem die aufblasbare Hüpfburg bei einem Schulfest in einer Grundschule im Dezember durch heftigen Wind in die Luft gerissen wurde. Mehrere Kinder stürzten Augenzeugen zufolge aus bis zu zehn Metern Höhe in die Tiefe.

In Deutschland wurden im Mai vergangenes Jahr 14 Kinder leicht verletzt, als eine Hüpfburg in Lohmar nahe Köln bei einem Frühlingsfest auf die Seite kippte. Bei einem Kinderfußballturnier im rheinland-pfälzischen Gondershausen war im Juli 2022 eine Hüpfburg vom Wind erfasst und mehrere Meter in die Höhe gezogen: neun Kinder wurden verletzt, fünf von ihnen schwer. Im April 2018 kippte eine Hüpfburg auf einem Fest in Berlin-Hellersdorf um, 13 Kinder wurden verletzt.

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dpa, MDR (Stephan Schulz, Norma Düsekow, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 05.05.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Mai 2024 | 10:30 Uhr

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