Kinder laufen auf einem Fußweg eine Straße entlang
Acht Kommunen in Sachsen beteiligen sich am Verkehrsprojekt "wegecheck", darunter Torgau. Dort wurden jetzt mit Schülerinnen vor allem die Fußwege unter die Lupe genommen. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Verkehrsprojekt Unter der Lupe: Check der Fußwege in Torgau

08. Mai 2024, 05:00 Uhr

Wenn über Verkehrswege gesprochen wird, dann oft über Autobahnen und Straßen, häufig über Radwege, selten aber über Fußwege. Dabei beginnt und endet jeder Weg doch zu Fuß. Seien es nur die paar Schritte zum Parkplatz oder zur Bushaltestelle. Doch wie gut sind sie in Schuss, die Fuß- und Radwege in Sachsen? Dieser Frage geht ein Projekt des Freistaats nach: der "Wegecheck". Acht Kommunen im Freistaat beteiligen sich daran. Unter anderem Torgau. Dort sind die Wege jetzt unter die Lupe genommen worden - die Checker waren dabei Kinder.

Mit Fotokamera und Klemmbrett dokumentieren die Fünftklässler des Förderzentrums an der Promenade an diesem Vormittag ihren Schulweg in Torgau. Nicht allein. Begleitet werden sie von Referentinnen des Projektes "Wegecheck" und der Kinder- und Jugendstiftung. Ihre Schule, das Förderzentrum in der Altstadt, erreichen die sechs Mädchen über einen Gehweg, der mit Mülltonnen zugestellt ist. Schnell wird ihnen klar, einfaches durchkommen ist hier schwierig. "Manche Wege sind zu eng und manche Wege bringen gar keinen Schutz, falls mal was nass werden oder was passieren sollte", findet Schülerin Lucy Michelle. Ein Geländer etwa könnte helfen, Wartehäuschen an Bushaltestellen, Zebrastreifen oder Ampeln.

Ein Kind hat einen Fotoapparat vor dem Gesicht
Ausgerüstet mit Fotoapparat sind Schülerinnen des Förderzentrums in Torgau unterwegs, um die Fußwege in ihrer Stadt zu checken. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Kinderbeteiligung erwünscht

Die Beobachtungen der Kinder werden im "Wegecheck Sachsen" notiert. In insgesamt acht Gemeinden ist die "Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs" unterwegs. Neben Torgau unter anderem auch in Mittweida in Mittelsachsen oder Niesky im Landkreis Görlitz. In allen Städten werden die Fußwege unter die Lupe genommen. Vor allem auch durch Kinderaugen. Da gehe es in erster Linie um Platz und Sicht, erklärt Mandy Scherzer, Projektreferentin "Wegecheck" MDR SACHSEN. "Da kommt es ganz häufig drauf an, dass man mit Freund oder Freundin nebeneinander laufen kann, das heißt, da geht es sehr viel um Platz. Dann sind Kinder ja kleiner. Das heißt, wenn Autos irgendwo parken, wird die Sicht versperrt. Und das ist natürlich beim Überqueren der Straße sehr gefährlich.“

Eine Frau schaut in die Kamera
Mandy Scherzer ist Projektreferentin von "wegecheck" und findet, dass nicht nur die Sicht der Erwachsenen wichtig ist, sondern auch der Kinderblick auf die Verkehrssituation von Fußgängern. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Wenn Autos irgendwo parken, wird die Sicht versperrt. Und das ist natürlich beim Überqueren der Straße sehr gefährlich.

Mandy Scherzer Projektreferentin "wegecheck"

"Wegecheck" Ist ein Projekt des "Wegebunds", der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs. Im Kern des "Wegechecks" steht eine Vor-Ort-Begehung, die später von Verkehrsplanern ausgewertet und bei einer Abschlussveranstaltung der Öffentlichkleit vorgestellt wird. In Sachsen nehmen acht Kommunen am "Wegecheck" teil: Torgau, Moritzburg, Mittweida, Limbach-Oberfrohna, Plauen, Radeberg, Pirna und Niesky.

Schlechte Note für Bushaltestelle

Unter die Lupe nehmen die Mädchen auch die Bushaltestelle an der Schule. Dort tummeln sich auf dem Fußweg nach Schulschluss schnell mal zehn bis zwanzig Kinder. Ohne Haltstellenhäuschen, bemängelt Edda Laux von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. "Die Kinder stehen dort mitunter 57 Minuten lang, auch wenn es regnet." Zudem erreiche man die Bushaltstelle nicht wirklich sicher, findet sie. Ebenfalls Minuspunkte bekommt die Beschaffenheit der Wege. Hier bemängeln die Kinder vor allem gebrochene Gehweg-Platten, die für Rollschuh- oder Skatebord-Fahrer ein großes Handicap darstellen.

kaputte Gehwegplatten und Füße
Die Schülerinnen des Förderzentrums Torgau bemängeln bei ihrem Wegecheck vor allem die gebrochenen Gehweg-Platten. Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Die Stadt Torgau hat ein offenes Ohr für das Projekt "Wegecheck". Laut der Projektleiterin Corinna Mölkner wird eng mit der Verwaltung zusammengearbeitet. "Das finde ich sehr wichtig, denn wir möchten ja, dass das was die Kinder sagen auch gehört wird und im besten Fall eben auch Veränderung angestoßen wird.“

Wir möchten ja, dass das was die Kinder sagen, auch gehört wird und im besten Fall eben auch Veränderung angestoßen wird.

Corinna Mölkner Projektleiterin "Wegecheck"

Mit schnellen Baumaßnahmen ist allerdings nicht zu rechnen. Die Ergebnisse des Wegchecks, die der Kinder und die der erwachsenen Einwohner Torgaus, werden jetzt von einem Verkehrsplanungsbüro ausgewertet und am 30. Mai bei einer Abschlussveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt. Auch erste Ideen für Maßnahmen, die die Situation an den gecheckten Stationen verbessern sollen, könnten dann Thema sein. Erst dann wird Torgau prüfen können, welche Mängel wie behoben werden können.

MDR (msc/bbr)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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