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Wissen-News Neue Netzwerke im menschlichen Gedächtnis nachgewiesen

15. August 2023, 14:39 Uhr

Der Mensch hat sie, der Primat noch nicht. Kortikale Netzwerke im Gehirn, die nun erstmals entdeckt wurden. Forscher aus Leipzig und Trondheim haben dafür den typischen Ansatz solcher Studien ins Gegenteil verkehrt.

Wissenschaftler vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften haben mit Kollegen aus Trondheim mittels hochauflösender funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) tiefere Einblicke in das menschliche Gedächtnissystem gewonnen. Ihre Forschung bietet neue Informationen über die dessen anatomische Organisation. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Neuron" veröffentlicht.

Das menschliche Gedächtnissystem, lokalisiert im medialen Temporallappen (MTL), umfasst den Hippocampus und angrenzende Bereiche. Die Studie hat die Anatomie des MTL detailliert untersucht und konnte bislang unerforschte Netzwerke identifizieren. Möglich wurde das, weil im Gegensatz zu früheren Untersuchungen keine Durchschnittsdaten von großen Menschengruppen verwendet wurden. "Anstatt Daten von vielen verschiedenen Personen zu sammeln, haben wir viele Daten von denselben Personen gesammelt, was die anatomische Präzision unserer Studie dramatisch erhöht hat", erklärt der Leipziger Forscher Daniel Reznik.

Dadurch konnten die Forscher kortikale Netzwerke identifizieren, die mit dem menschlichen medialen Temporallappen verbunden sind und die der bisherigen Gedächtnisforschung beim Menschen unbekannt waren. "Die vielleicht aufregendste Erkenntnis ist", sagt Reznik, "dass wir nun Hinweise auf potenziell neue kortikale Bahnen im menschlichen Gedächtnissystem im Vergleich zu nicht-menschlichen Primaten haben."

Christian Doeller, Direktor der Abteilung für Psychologie am MPI CBS, betonte die Bedeutung dieser Erkenntnisse, insbesondere in Bezug auf den entorhinalen Kortex, eine der ersten Gehirnregionen, die von Krankheiten wie Alzheimer betroffen sein kann. Die Forschung zeige auch, dass die Verbindungen zwischen diesem entorhinalen Kortex und dem frontalen Kortex beim Menschen stärker sind als bei nicht-menschlichen Primaten, was auf eine evolutionäre Entwicklung hinweist.

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